Lübbenauer Wirtschaftsförderer baut Luckauer Firma Brücke nach Fernost
Seit 20 Jahren vermittelt der Lübbenauer Gerard Pieper für Unternehmen in der Region Wirtschaftskontakte nach China. Erneut davon profitieren kann eine Firma in Luckau.
Im Juli wurde in der Brandenburgischen Landesvertretung der Vertrag zwischen LKT und einem chinesischen staatlichen Konzern unterschrieben.
Auf dem Foto Vertreter beider Unternehmen, der Landesregierung und der Wirtschaftsförderung Brandenburg.
Ein Wirtschaftsförderer ist zu Verschwiegenheit verpflichtet. Gute Kontakte in die Geschäftswelt und funktionierende Netzwerke verdanken sich persönlichen Kontakten. Gerade in China sei das wichtig. Sagt einer, der es wissen muss. Der Lübbenauer Gerard Pieper, Geschäftsführer der Pieper Innovationsgesellschaft GmbH, bringt seit zwanzig Jahren Unternehmen in der Hauptstadtregion und in der Lausitz zusammen mit Unternehmen in China. Dazu hat er mit Partnern dort die Unternehmerinitiative Technologiebrücke Brandenburg-China gegründet.
Mit einer gewissen Regelmäßigkeit werden Erfolge der Technologiebrücke trotz aller einzuhaltenden Diskretion dennoch publik. Eines der ersten geglückten Projekte war der Auftrag für eine Serienfertigung von Wankelmotoren für die Wankel Supertec GmbH Cottbus. Weitere wichtige Rahmenkooperations- beziehunsgweise Lizenzverträge folgten, wie etwa zwischen der Deutschen Bahn AG und dem führenden chinesischen Bahnunternehmen CRRC. Unter anderem ging es um den Aufbau eines Reparaturmanagementsystems für die neue Metro in der Sonderentwicklungszone Tianjin.
Zweiter Auftrag noch größer
Ebenfalls profitieren von den Bemühungen Piepers und seiner chinesischen Partner konnte die Lausitzer Klärtechnik GmbH in Luckau (LKT). Auf Grundlage eines 2018 geschlossenen Vertrags mit der China Railway Roling Stock Corporation (CRRC) wurden 300 biologische Kleinkläranlagen für Dörfer in der südchinesischen Provinz Fujan geliefert. Erst kürzlich, so Pieper, konnte ein weiterer Kooperationsvertrag zwischen LKT und einem chinesischen staatlichen Konzern abgeschlossen werden, der ein noch weit größeres Auftragsvolumen vorsieht. Vereinbart wurde eine Mitarbeit von LKT, 4500 Dörfer in der Provinz Hebei an Klärsysteme anzuschließen.
Laut Pieper betreut die Unternehmerinitiative aktuell auch ein Projekt mit Beteiligung des Brandenburger Unternehmens Ytterstone. Ein bereits abgeschlossener Kooperations- und Lizenzvertrag sieht die gemeinsame Produktion und den Vertrieb von einer Million Quadratmetern Fassadenelemente vor. Mit weiteren Unternehmen der Elektro- und Automatisierungstechnikbranche in der Region werde im Rahmen des Strukturwandels in der Lausitz zusammengearbeitet. „Wir hoffen“, sagt Pieper, „einen kleinen Beitrag zum Gelingen des Strukturwandels in der Lausitz leisten zu können.“ Dazu arbeite man eng mit der IHK Cottbus, Potsdam und Ostbrandenburg sowie mit der Wirtschaftsförderung Brandenburg zusammen.
Die Rahmenbedingungen für seine Arbeit, sagt Pieper, haben sich in den letzten Jahren verschlechtert. Die Einschränkungen durch die Coronapandemie und der russische Angriffskrieg in der Ukraine seien Gründe dafür. Jedoch nicht die alleinigen. Während er die chinesische Seite weiterhin als kooperativ erlebe, sei auf deutscher Seite die Verunsicherung spürbar. Die Bereitschaft, mit chinesischen Unternehmen in Vertragsverhandlungen zu treten, habe nachgelassen.
Deutschland längst überholt
China-Kenner Gerald Pieper versucht seit Jahren mit Vorträgen in Lübbenau, Vorurteile abzubauen und Missverständnisse aufzuklären, wie er sagt: „Viele haben einen unvollständigen Blick auf China und sehen nicht die Auswirkungen des rasanten Aufstiegs in China und Asiens auf uns.“ Mit seinem in Deutschland lebenden Partner Gang Wu lud Pieper im Mai letzten Jahres in die Bunte Bühne in Lübbenau zu einem chinesischen Abend. Vertreter der in Berlin und Cottbus lebenden chinesischen Community zeigten ein Folkloreprogramm, das auch beim Maifest in Senftenberg gezeigt wurde.
Es gab an dem Abend chinesische Kost, Kunst zum Mitnehmen, einen Teekochkurs. Und es gab einen Vortrag Gerard Piepers, in dem er ein positives China-Bild zeichnete, seine Erfahrungen bei vielen berufsbedingten China-Reisen einfließen ließ. So verlieh er auch seiner Begeisterung Ausdruck für die hochmoderne Verkehrsinfrastruktur in China. Er möchte, sagt der Lübbenauer, seine Erfahrungen auch weiterhin teilen.
Gerard Pieper werde deshalb im Herbst wieder Vorträge organisieren. Voraussichtlich aber in einem anderen Format, um auch jüngere Zuhörer zu erreichen. Denn: „Für diese Generation ist es noch wichtiger zu erkennen, wo sie als künftige Arbeitnehmer in Deutschland im weltweiten Wettbewerb stehen.“ China habe sich zum Beispiel in der Automobilentwicklung einen Vorsprung erarbeitet, hat Deutschland auch bei Patentanmeldungen hinter sich gelassen. China gelte noch immer als Weltmeister der Kopie. „Doch“, so Pieper, „das ist nicht mehr so.“
Daniel Preikschat